An sich ist auch das Übertragen größerer Dateien per SMTP kein Problem mit qmail, solange die Mail vom Umfang her unter dem in control/databytes
angegeben Limit bleibt. Abbrüche aufgrund von Timeouts nimmt qmail-smtpd
nur dann vor, wenn es 20 Minuten lang überhaupt keine Daten mehr vom Client bekommt (einstellbar in control/timeoutsmtpd
). Solange Daten übertragen werden, werden die auch verarbeitet – auch wenn’s Stunden dauert.
Nun beklagte sich ein „Kundeskunde“, der nur eine 64-kbit/s-Leitung sein eigen nennt, darüber, dass beim Versenden größerer Dateien die Verbindung immer nach einigen Minuten abbrechen würde, ohne eine Fehlermeldung des Servers. Thunderbird sagt dann:
The message could not be sent because the connection to SMTP server $HOSTNAME was lost in the middle of the transaction.
Wir konnten uns zunächst keinen Reim darauf machen. Selbst wenn qmail-smtpd
die Verbindung wegen eines Timeouts dichtmachen würde, dann doch zumindest mit einer entsprechenden Meldung (wobei fraglich wäre, ob diese den Client dann noch erreicht). Also doch ein Netzproblem?
Im Logfile von qmail-smtpd
fand sich nur das hier:
2010-03-24 14:42:49.222521500 6412 > [EOF] 2010-03-24 14:42:49.222721500 tcpserver: end 6412 status 14
Die erste Zeile resultiert daraus, dass wir ein recordio haben mitlaufen lassen, um dem Problem auf die Spur zu kommen. Schnell war analysiert, dass derartige Abbrüche immer nach exakt 8 Minuten verzeichnet werden. Passt also auch nicht zur qmail-smtpd
-Konfiguration. Mein Kollege Andreas schlug vor, die Sourcen der beteiligten Programme mal ganz stumpf nach „480“ (Sekunden = 8 Minuten) zu durchsuchen. Im gesamten qmail-Source fand sich wie erwartet nichts. Auch nicht im Source von ucspi-tcp. Aber dann, ein Treffer in greylite.c
:
/* timeout in seconds for one read/write operation (seconds) */ #define TIMEOUT 40 /* big timeout after which exiting (seconds) */ #define BIG_TIMEOUT 480
Kurz darauf wird dann ein Alarm-Handler auf diesen Timeout gesetzt, der an sighand verzweigt:
signal(SIGALRM, sighand); signal(SIGPIPE, sighand); alarm(BIG_TIMEOUT); [...] void sighand(int sig) { switch (sig) { case SIGALRM: logmsg(LOG_WARNING, "Big timeout reached from '%s'!", client_metainfo.address); break; case SIGPIPE: logmsg(LOG_INFO, "Client '%s' closed connection prematurely.", client_metainfo.address); break; } exit(100); }
Also: Nach 8 Minuten kappt greylite die Verbindung, egal was gerade ist oder ob gerade noch eine Mail überträgt. Hm, das ist ja mal ’ne tolle Wurst. Wir haben aus der 480 mal eine 1800 gemacht, neu kompiliert, und der Kunde bestätigt: Jetzt gibt’s kein Problem mehr.
Fraglich bleibt, wieso wir keine „Big timeout reached“-Meldung im Logfile vorgefunden haben. Manchmal gibt’s die nämlich durchaus. Aber manchmal stirbt das greylite auch kommentarlos weg – aber eben unzweifelhaft nach jenen 8 Minuten.