Das Schlimme ist: Wenn man erstmal angefangen hat, sich – mehr oder weniger aus Verzweiflung – mit einer ganz bestimmten Sache intensiver zu beschäftigen, kommt es nicht selten vor, dass sich eine dumpfe Traurigkeit über einen legt. Traurigkeit, dass Multi-Millionen-Dollar-Unternehmen nicht zu schade sind, mit mächtigen Zahlen anzugeben …
Going strong for well over 3 years now, we’re proud that SNDS is now used by over 20,000 organizations to provide transparency over 200 million IPs!
… und dann gleichzeitig für jene zwanzigtausend Organisationen diese schicke Menüleiste hier zu gestalten:
Wo denn da die Menüleiste ist..? Na, markieren wir doch mal mit Strg+A
den Inhalt der Seite. Ah, jetzt, ja:
Kann das wahr sein? Sowas muss doch bei der Qualitätskontrolle aufgefallen sein!
Aber bleiben wir mal nicht an der Oberfläche. Für denjenigen, der sich dafür interessiert, kann ich ja nebenbei auch gerne mal zeigen, in welcher Detailgenauigkeit Hotmail Daten erfasst. So stellt sich das – anonymisiert – dar:
Das ist aber noch nicht alles: Ist eine Complaint Rate anklickbar, lassen sich vollständige Mails mit Headern und Inhalten abrufen, in nicht anonymisierter Form. Ich muss also mein voriges Posting in einer Hinsicht korrigieren: Die Information, dass man bei Hotmail absolut keine Details zu den Sperrungsgründen einsehen kann, revidiere ich gerne – man kann erschreckend viele Details einsehen.
Warum ich mich nun nicht übermäßig über diese tollen Debuggingmöglichkeiten freue, sondern das erschreckend finde? Das liegt daran, dass der Zugriff auf das SNDS-Interface wie ebenfalls im vorigen Posting bereits geschildert nicht weniger als den Inhabern von zwanzig E-Mail-Adressen offensteht, die Microsoft aus irgendeinem Grund für autorisiert hält, auf diese Informationen zuzugreifen. Dazu gehören nicht nur einige E-Mail-Adressen unses Uplink-Providers, sondern auch die jeweils allgemeinen Kontaktadressen (info@...
) eines bundesweiten Ökolandbaubetriebs, eines Kabelnetzbetreibers, eines Herstellers von Papierservietten, einer Landmetzgerei im Westerwald, eines Rechenzentrums aus Düsseldorf, einer Kunststoffverarbeitung und eines Unternehmens für Kreditkartensicherheit. Alle diese könnten, wenn sie denn wollten, Einsicht in die statistischen Werte der Mailzustellungen aus unserem Netz an Hotmail nehmen und dabei auch unbearbeitete, sprich: in keinster Weise anonymisierte E-Mails einsehen. Selbst AOL, von denen ich in puncto Mail nun auch nicht sonderlich viel halte, schafft es, zumindest E-Mail-Adressen und andere Daten, die irgendwie personenbezogen aussehen, aus den Spam-Complaints herauszuredigieren. Hotmail nicht.
Und während wir hierzulande politisch um die Vorratsdatenspeicherung ringen, sei nur kurz angemerkt, dass man im SNDS-Kalender die letzten vier Monate zurück klicken und die dafür bei Hotmail abgelegten Daten einsehen kann. Und zwar, wie gesagt, auch die Mailinhalte. Das verlangt hierzulande nicht mal die Vorratsdatenspeicherung.
Weiße Schrift auf himmelblauem Grund? Ich glaub’s ja nicht. Und der „Rest“ ist noch unglaublicher. Da bin ich froh, nie eine Hotmail-Adresse besessen zu haben.
Ich würde ja beinahe wetten, dass IE6-9 dieses Menü ganz toll darstellen und sich nur richtige Browser damit schwer tun. 🙂
Skandalös, was da so frei verfügbar ist. Mich würde das auch mal für unser AS interessieren, aber dafür lege ich mir keine LiveID an. Ich bin froh genug, aus deren Spamschleuder wieder herausgekommen zu sein, nachdem ich mal ’ne Office 2007-Trial für einen Kunden laden musste. Wäh.