„Verfassung des Cyberspace“

Soeben bin ich in c’t 2009, Heft 21, über folgendes Zitat gestolpert, das in den aktuellen Debatten um Netzneutralität aktueller scheint denn je:

We reject: kings, presidents and voting.
We believe in: rough consensus and running code.

Es stammt von David D. Clark, Chief Protocol Architect des Internet, und schöner hätte man den Pragmatismus, der oft entsteht, wenn Entwickler unter sich sind, kaum in ein Fazit fassen können. Passend dazu lese ich heute: USA lockern Kontrolle über Internet-Verwaltung. Und gleichzeitig auf ZDnet.de via Holgi:

[…] Vodafone scheut nicht davor zurück, den IP-Verkehr mit einem anderen Knoten im Internet zu unterschlagen und dem Anwender eine eigene Antwort mit gefälschtem Absender zu senden. Dieser Eingriff in das Fernmeldegeheimnis ist durch kein Gesetz gedeckt. […] Während die Provider in den USA zur Netzneutralität verpflichtet werden, beginnen sie in Deutschland mit der wohlwollenden Duldung durch Regierung und Regulierungsbehörde damit, immer mehr Verkehr zu blockieren und zu fälschen.

Aus diesem Artikel konnte ich dann auch noch erfahren, dass Vodafone bereits seit Juli dieses Jahres allen Traffic über Port 53 tcp/udp zu den eigenen DNS-Servern umleitet, wobei mir noch nicht ganz klar ist, wie dann ein vom Artikel vorgeschlagener lokaler Resolver eine „Lösung“ darstellen soll, denn letztlich muss dieser ja mit den Root-Nameservern und den von jenen delegierten Nameservern ebenfalls auf Port 53 kommunizieren. Sinn ergibt dieses Aussage von daher eigentlich nur, wenn Vodafone nur Port-53-Traffic mit gesetztem Recursion-Flag an seine Resolver umleitet – ansonsten würde der lokale Resolver gar nichts bringen, da er seine Antworten dann ja auch nicht aus dem „echten“ Internet erhielte, sondern von den Vodafone-eigenen DNS-Servern. Vielleicht lässt sich das ja noch aufklären.

Aber so oder so: Ich bin schon reichlich bestürzt, mit was für „Problemen“ (eigentlich könnte man eher von „Unverschämtheiten“ sprechen) man sich inzwischen herumschlagen muss. Ich für meinen Teil hätte gerne das echte Internet und nicht das Kinder-Internet von Vodafone.